Die Gegenwart ist immer neu

mima

Wenn ich mich heute der Gegenwart stelle, dann kann ich dies mit den Mitteln meiner Wahl tun – auch fotografisch. Die eine Fotografin nimmt dazu eine analoge Großbildkamera, der andere Fotograf nimmt dazu ein Smartphone, der Dritte eine ältere DSLR und der Nächste eine Spiegellose.

Allen ist die Begegnung mit der Wirklichkeit gemeinsam – alle wählen dafür unterschiedliche Betriebsmittel.

Selbst die konstruierte Wirklichkeit mit selbst gestalteten Motiven ist eine Begegnung mit der Gegenwart.

Das Leben ist immer gleichzeitig und die Darstellung auch.

Daher ist das Neue ebenso gut wie das Alte, weil ich selbst auswähle, was ich wann wie umsetze.

Aber ist das Alte wirklich alt oder ist dies nur eine mentale Frage der Zuordnung im Geist?

Denn wenn ich das Alte sehe, ist es gegenwärtig – oder etwa nicht?

So wie hier beschrieben:

„Jeder Moment ist einmalig. Das beschreibt der französische Philosoph und Schriftsteller Roland Barthes in seinem 1980 erschienenen Essay Die helle Kammer, einem Standardwerk der Fotografie im 20. Jahrhundert: »Was die Fotografie endlos produziert, hat nur einmal stattgefunden: sie wiederholt mechanisch, was sich existenziell nie mehr wird wiederholen können.«

Genau diese Erfahrung – das Bewusstmachen des Augenblicks und des gleichzeitigen Flusses der Zeit – steht im Mittelpunkt von »Time Present« … Wenn man ein Foto gemacht hat, dann ist dieser Moment vorbei aber das Foto mit dem Moment ist in der Zeit danach noch da. „Fotografie bezieht sich auf die Vergangenheit und Zukunft nur insofern beide in der Gegenwart präsent sind“ wird John Szarkowski zitiert, der lange das MOMA in New York leitete..“

Diese Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit auf fotografische Weise ist der Kern der Beschäftigung mit Fotografie.

Was dahinter steckt ist eine Frage des Interesses: Geld, Hobby, Lebensbewältigung, Kommunikation – alles ist möglich.

Deshalb ist die Ausübung des Fotografierens immer eine Begegnung mit der Gegenwart in der eigenen Lebenszeit.

Deshalb reicht es auch nicht einmal eine Blume im Jahr 2014 fotografiert zu haben, sondern das Spüren der gerade jetzt lebenden gesehenen Blumen in ihrer Anmutung ist der Moment, der mich in der Gegenwart sein läßt. Das ist ein Foto wert, wenn ich denn fotografieren will.

Ich gebe zu, der Text ist eher abstrakt, aber für mich ganz gut, weil er mir erklärt, wieso es nicht reicht, einmal fotografiert zu haben.

Der persönliche Blog kann dabei die Funktion haben, diese Momente hinterher darzustellen, um sie auch später noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.

Der kommerzielle Blog dient eher dazu, die eigenen Fotos und Fähigkeiten anzupreisen, um damit Aufträge zu erhalten.

So kann beim Bloggen jeder auf seine Art digital umsetzen, was als gegenwärtig erscheint.

Es muß weder wichtig noch neu sein. Ich kenne Menschen, die jeden Tag am gleichen Ort ein Foto machen. Ihnen gefällt das. So soll es sein.

Was will ich damit sagen?

Genau das, was hier steht.

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