Wo ist ein Denkfehler in der Aufmerksamkeitsökonomie?

mima

„Wir suchen in unserem Leben nach Sinn, besonders wenn rein materielle Bedürfnisse ohne große Anstrengung befriedigt werden können. Warum sind wir hier und wie können wir wissen, daß wir irgendwie von Bedeutung sind? Wenn sich ein Mensch von seiner Umgebung völlig ignoriert sieht, dann wird er das Gefühl bekommen, daß sein Leben für die anderen keine große Bedeutung hat. Und weil jede Bedeutung letztlich durch die Gesellschaft entsteht, muß man die Aufmerksamkeit der anderen haben, um sein eigenes Leben als wichtig empfinden zu können.“

Diese Sätze von Michael Goldhaber sind aus einem Interview mit Florian Rötzer.

Stimmen diese Gedanken? Ja und Nein.

Müssen wir die Aufmerksamkeit der anderen haben, um unser eigenes Leben als wichtig empfinden zu können?

Natürlich ist das Soziale unser Schicksal – aber bedeutet dies, daß die anderen darüber entscheiden, ob wir unser eigenes Leben als wichtig empfinden können?

Wenn für mich die Anerkennung der anderen entscheidend ist, dann bestimmen die Anderen darüber, ob für mich mein Leben wichtig ist.

Das ist das frühlindliche Mutter-Kind Schema.

Aber es geht auch anders.

Ich entscheide – ich deute – selbst über die Wichtigkeit meines Lebens für mich.

Das bedeutet natürlich auch, daß die Aufmerksamkeitsökonomie meine Gedankenwelt nicht so stark bestimmt wie hier beschrieben. Sie nimmt Einfluss, aber ich setze die Grenzen soweit es mir bewußt wird.

Wie wirklich ist die Wirklichkeit – würde Watzlawick fragen.

Darauf kommt es an.

Das Interview zum Thema Aufmerksamkeitsökonomie wurde 2009 geführt.

Das war vor 11 Jahren. Jetzt sind wir elf Jahre weiter.

Was ist daraus geworden?

Eine gute Frage, die jeder für sich selbst beantworten muß.

Warum ich dies hier beim Thema Fotografie aufschreibe?

Weil dies auch für Fotos gilt.

Ich bestimme, welche Fotos für mich wichtig sind. Ob Fotos von mir irgendwo populär werden oder geliket werden, ist eine völlig andere Frage – obwohl es in der Aufmerksamkeitsökonomie genau andersrum ist.

Also sollte man sehr aufmerksam sein, damit man achtsam sein kann.

Damit wären wir schon bei einer neuen Frage, dem Zusammenhang von Achtsamkeit und Aufmerksamkeit.

Die Antwort darauf ist für mich der gelebte Augenblick – und dann bin ich bei Nietzsche’s Zarathustra und Camus‘ Sisyphos.

In diesem Sinne…

 

 

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