Die Mondfrage in der neuen Märchenwelt

mima
Himmelstor

KI ist zwar nicht intelligent aber dafür künstlich. Jetzt ist es plötzlich und unerwartet Thema in den Medien, weil auf einmal alle mit ein paar Sprachbefehlen malen können und digitale Produkte entstehen, die Fotos sein könnten oder eben gestaltete Grafiken wie bisher – nur eben ohne Grafiker.

Daß Befehlsketten immer mehr Schritte ausführen können, ist eigentlich der Sinn der Programmierung. Aber neu ist wohl die Verknüpfung von immer mehr atomisierten Bereichen zu verknüpften Lösungen, die direktes menschliches Handeln auch in Risikobereichen ersetzen.

Hier auf dem Blog geht es mir aber eher um mein eigenes Leben auf der Welt und das Thema Fotografie und Lesen.

Dirk General-Kuchel schreibt in Computerbild 8/23: „Mich hat bei diesem Thema vor allem die große Aufregung gewundert. Denn ehrlich gesagt sind die Bilder von unseren Smartphones schon seit Jahren mehr Schein als Sein. … Die einzige Lösung: Wir müssen weiterhin alles hinterfragen.“

Da hat der Mann recht. Und als dann der Aufreger kam, weil das S23 Ultra den Mond nacharbeitet, war dies eigentlich nur ein Blick auf das, was wir doch schon wissen,  denn die Mondfrage hat Samsung so beantwortet:

  1. „Dank „AI Deep Learing“ würde die Präsenz des Monds im Foto bei Vergrößerungen ab Zoom-Faktor 25 erkannt.
    Danach passierte Folgendes:
  2. Die Helligkeit werde so angepasst, dass das Mondlicht die Details nicht mehr überstrahle
  3. Der Autofokus werde auf „unendlich“ gestellt und die Bildstabilisierung maximiert, sodass das Objekt selbst bei freihändigen Fotos leichter im Bild zu halten ist.
  4. Nach Drücken des Auslösers werde die Mond-Aufnahme in mehreren Schritten optimiert: Bei erkanntem Erdtrabanten würden mehrere Fotos hintereinander geschossen und zu einem einzigen optimierten Bild zusammengefasst, Rauschen durch „Multi-Frame Processing“ entfernt.
  5. Zuletzt werde auf Basis von einer per „Deep Learning“-Verfahren trainierten AI eine Verbesserung der Details vorgenommen, um ein klares und deutliches Bild des Monds zu erhalten…

Bei den Schritten 1 bis 4 profitiert die Samsung-Kamera von einer perfekt abgestimmten Belichtungssteuerung, einem angepassten Autofokus, einer Bildstabilisierung und der Optimierung von Mehrfach-Aufnahmen inklusive Nachschärfung. Also von allem, was eine gute moderne Kamera ausmacht. Strittig aber wird es bei Punkt 5: Anders als bei den 2019 aufgekommenen Vorwürfen gegenüber den Mond-Aufnahmen des Huawei P30 Pro gibt es derzeit keinen namhaften Kritiker, der Samsung vorwirft, die echten Aufnahmen schlicht zu verwerfen und durch Standardfotos der Mondoberfläche auszutauschen. Doch hinter „Deep Learning“ steht das Erlernen typischer Muster von Mond-Aufnahmen, die dann im Endeffekt einen Teil der Originalaufnahmen ersetzen. Alles läuft auf die Frage hinaus: Wie stark greift die künstliche Intelligenz mit erlernten Mond-Mustern in das finale Bild ein?“

Das ist alles. Im verlinkten Artikel kann man die ganzen Fotos sehen und sich selbst fragen, worum es geht. Als kritischer Leser würde ich eher fragen, ob dies nicht versteckte Werbung ist aber das muß man sich nicht fragen.

Im Sinne der traditionellen Fotografie würde ich zusammenfassend sagen, es sind Merkmale für den Wechsel vom fotografischen ins illustrative Zeitalter oder besser von der Fotografie zur Illustration.

Wir sind damit also nicht mehr in der realen Welt sondern in der gestalteten digitalen Märchenwelt angekommen.

Und da gibt es dann viel zu erzählen…

Allen anderen zeige ich heute hier an dieser Stelle ein Foto mit einem Himmelstor, das sich kurz geöffnet hat, als ich die Canon G3X ausführte. Darauf sieht man ein wunderbar echt aufgenommenes Foto und das ist kein Märchen.

 

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