Meine Zeit mit Montblanc und davor und danach

mima

Ich habe nun über 50 Jahre mit Füller, Kuli und PC geschrieben, fast nie mit Bleistift.

Und dabei bin ich schon vor Jahrzehnten an einer Stelle stehengeblieben, die bis heute mein Dreh- und Angelpunkt ist.

Man sieht es hier auf diesem Foto.

Nachdem ich schreiben gelernt hatte, ging der Weg weiter.

Mein Anker wurde eine Uhr von Montblanc mit der Nummer 7002. Sie ist aus Stahl und dann vergoldet.

Ich konnte sie mir damals kaufen und sie ist für mich perfekt und vollkommen. Sie verkörpert alles das, was ich unbewußt in Schönheit und Schlichheit projiziere – bis heute.

Leider mußte ich sie später verkaufen und konnte sie mir erst vor einigen Jahren wieder gebraucht erlauben.

 

Mein Traum wäre diese Uhr mit einem  größeren Durchmesser gewesen. Aber so bleibt dies unerreicht, weil es diese Uhr nicht gibt – na ja, nicht von Montblanc aber ähnlich von freundlichen chinesischen Künstlern und ebenso schick nur anders.

Interessanterweise habe ich bis zu Montblanc nur mit Stahlfedern geschrieben. 

Das ist übrigens die eigentliche Art zu schreiben in den letzten 100 Jahren gewesen. Erst gab es Federkiele und dann gab es im 19. Jahrhundert Stahlfedern, später aus Iridumstahl und noch später aus Gold mit Iridiumspitze. Wer mal Kalligraphie gemacht hat, der weiß, was ich meine.

Doch zurück zu Montblanc.

Man muß sich ja auch nicht jeder Neuerung verschließen.

Und als ich die Uhr besaß, kaufte ich mir den dazu passenden Kuli.

Er ist bis heute in Gebrauch, genauso wie der Lamy 2000, den ich vorher nutzte.

Danach ging die Welt ja weiter und aus Marken als Garant für Qualität (wie Miele etc.) wurden vielfach Marken, die verkauft wurden wie Grundig, Rowenta und viele mehr und sich neu etablierten.

Montblanc Meisterstück 4810 bleibt für mich bis heute mein Standard.

Aber auch hier ist ja mittlerweile eine neue Welt eingezogen, die viele andere Produkte und neu gemachte Schreibzeuge anbietet.

An anderer Stelle habe ich das mal so beschrieben:

„Für Sammlerstücke reichte es nicht. Heute sage ich gottseidank, denn Sammlereditionen sind nicht zum Schreiben geeignet, weil sie dann benutzt und gebraucht aussehen.

Aber Sammlerstücke, die den Namen eines Schriftstellers haben, laden zur Projektion ein. Wenn ich mit Meisterstücken schreibe, die Dumas oder Voltaire heißen, haben meine Gedanken direkt einen höheren Stellenwert….

Das hat dann auch Leica gemacht nachdem Cartier-Bresson out war, indem Sänger und Sportler Sondereditionen schmückten. Sony zog dann nach.

Heute hat fast jeder seinen Mr. White im Programm.

Dafür waren und sind die Meisterstücke wie der Classique Kugelschreiber einfach klasse.“

Nun ist dies ja alles eine arme Leute Welt mit viel Geist und immer wenig Geld.

Wenn ich alles zusammennehme, was ich mir jemals neu und gebraucht an Füllern, Uhren und Kameras gekauft habe, dann wäre das nicht mal eine Tankfüllung für eine Motoryacht auf dem Mittelmeer – und das über 30 Jahre zusammengerechnet.

Es ist diese reale und gefühlte Ungerechtigkeit, die dieses System zerstören wird, wenn sich strukturell nichts ändert und der Fleißige weiter der Dumme ist.

Es ändert nichts an meiner Freude und der Zeit mit meinen Schreibwerkzeugen.

Ich finde vor allem auch, daß das Schreiben auf Papier mit einem gefälligen Füller ebenso meditativ sein kann wie das manuelle Scharfstellen im Sucher beim Fotografieren.

Das ist für mich die Schnittmenge von Pen and Camera.

Und da kommt dann auch die Uhr ins Spiel. Denn ich bin in der Zeit und ich setze mein Leben in ein Verhältnis zur Zeit. Aber die Zeit ist eine Konstruktion im Kopf. Die Uhr ermöglicht den Blick auf die Zeit, die man eigentlich nicht sehen kann sondern nur die Uhrzeit.
Uhren geben der Zeit ein Gesicht.

Der Kosmos gibt der Zeit den Charakter.

Schicksalszeit ist keine Uhrzeit.

Ich kann nur versuchen, Einsicht und Einklang zusammenzubringen.

Das kostet kein Geld.

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