Die fotografischen Möglichkeiten meiner Zeit
Wir schreiben das Jahr 2017.
Die 1/2,3 Sensoren aus den Digitalkameras der letzten zehn Jahre finden sich nun verbessert in den Smartphones der aktuellen Generation.
Reine digitale Kameras mit Vollformat sind ebenso reichlich vorhanden wie aktuell digitale Mittelformatkameras und dies zunehmend zu Preisen wie bei der analogen Technik, also vielfach bei Vollformat bezahlbar. Die Technik guter Fotos ist so ausgereift, daß sog. 1 Zoll Sensoren und Sensoren bis zum APS-C Format technisch völlig ausreichen für alles, was heute fotografisch normal ist und früher oft unmöglich war.
Die fotografischen Möglichkeiten meiner Zeit sind also so gut wie nie zuvor. Einschränkungen gibt es trotzdem. Je nach Interessenlage wird man durch die finanziellen Möglichkeiten bestimmt, wenn es um bestimmte Marken oder Technik geht.
Aber für Freunde der Wechselobjektive gibt es zunehmend mehr Möglichkeiten. Ich hatte insgesamt drei Vollformatkameras: eine Canon 5d, eine Nikon D700 und nun eine Sony Alpha 7.
Und die Sony Alpha 7 bietet durch preiswerte Adapter auf eine ungemein einfache Art die Möglichkeit, jetzt so gut wie alle älteren Objektive anderer Hersteller nutzen zu können. Oft geht es nur manuell aber selbst das geht ungemein schnell durch das Hervorheben von Kanten beim Scharfstellen auf dem Monitor oder im Sucher. Diese Technik der Kantenanhebung wird auch Fokus Peaking genannt. Aber als Deutscher halte ich einfache erklärende deutsche Wörter für besser geeignet.
Und weil damit eine echte Bildgestaltung (nicht Biergestaltung) mit Vordergrund, Hintergrund und Bokeh (Unschärfeverlauf) möglich wird, erweckt dies auf einfache und preiswerte Art den Künstler, der mit Licht malen will.
Ein (nicht eon) Beispiel zeigt das nachfolgende Foto, das mit einem Meike (Meike ist ein Unternehmen in diesem Fall) Adapter und dem Walimex 85mm F1,4 mit Nikon-Bajonett und der Sony A7 aufgenommen wurde. Diese Art von Fotos sind so fast nur in solchen Kombinationen möglich.
Der sanfte Unschärfeverlauf wird an der weissen gestrichelten Linie deutlich, das Freistellungspotential bei 85mm und Vollformat an der Person im Verhältnis zu dem Auto dahinter und dem Zigarettenautomat davor.
Das ist ein mit Licht und Linse auf dem Sensor gemaltes Bild einer Alltagsszene.
Vermuten darf man, was die Frau gerade macht. Sie ahnen es, sie schaut auf ihr Smartphone und wir wissen es ohne es zu sehen anhand der dafür typischen Körperhaltung.
Eine völlig neue Dimension wurde mit den sogenannten 1er Sensoren erschlossen. Schon die ersten Digitalkameras von Nikon, die V1 und J1, zeigten mit dem bis heute großartigen Sensor einer mir unbekannten Firma Aptina, daß man eine neue Art der Schärfe und der Freistellung erhält. Je nach Brennweite erzielt man damit Ergebnisse, die anders aber genau so gut aussehen wie mit einer Vollformatkamera. Und dieser Sensor erhöht die Geschwindigkeit des Fotografierens enorm und wurde zunächst zum Komkurrenten von Sony.
Das hat sich weiter verändert und wurde mit dem Sony-Sensor, der in der Lumix FZ1000 verbaut ist, mit dem Knowhow von Panasonic und Leica zu einer wirklich optimal gemachten Konstruktion von Software, Linsen und Sensor, die eine komplette DSLR-Ausrüstung ersetzen kann, wenn man auf diese neue Art ohne Qualitätseinbußen bei normaler Sichtbarkeit fotografieren will, wobei die Nikon 1er Serie immer noch unerreichte alternative Möglichkeiten bietet.
Fotografisch und gemessen am Ergebnis ist neuer nicht mehr immer besser aber manchmal anders.
Das ist für heute mein Blick auf die technischen Möglichkeiten meiner Zeit.
Nun wende ich mich der sozialen Welt zu und blicke auf das, was fotografiert wird bei uns und frage, was können oder dürfen wir denn heute fotografieren, wenn wir die Wohnung verlassen?
Überall Einschränkungen. Früher durfte man auf dem Fußballplatz ebenso fotografieren wie Politiker fotografiert wurden.
Heute sind Fotos gezielte Waffen und manche Bilder sollen erst gar nicht entstehen.
Technisch waren wir fotografisch noch nie so weit, sozial werden wir fotografisch immer mehr eingeschränkt, wenn es um Motive jenseits des persönlich Privaten geht.
So gesehen bekommt auch das Wort Filtermix eine neue Dimension. Es geht nicht nur um digitale Filter sondern auch um soziale Filter.
Aber genau heute brauchen wir mehr Fotos jenseits des Privaten, denn die Fotos im Kopf konstruieren unseren folgenden Willen und die nachfolgenden Entscheidungen und Einstellungen, auch in der Politik und sie konstruieren unsere Sicht auf die Welt.
So sind die fotografischen Bedingungen meiner Zeit gekennzeichnet durch eine interessante Gleichung: je mehr technische Möglichkeiten desto mehr Regelungen in der sozialen Anwendung.
Das ist sicherlich zum Teil auch gut, um die Privatsphäre des Einzelnen zu bewahren. Es muß eben unter neuen Bedingungen auch neu geregelt werden.