Der Tag der Erkenntnisse
Ich ärgere mich ein bißchen, daß ich die Geheimnisse der Welt entdeckt habe. Ich hatte mehr erwartet.
Als Idealist mit Träumen und Erwartungen wurde ich erzogen zum Ergebnis elterlicher Projektionen.
So sah ich nie, wie es war. Aber ich ich spürte, daß es eigentlich anders ist und suchte Antworten beim Lesen. So nahm ich die Bücher für die Welt. Diese Formulierung fand ich ähnlich bei Sartre und entdeckte durch diese Worte mich wie in einem Spiegel.
Denn es ist ungefähr so. Wer nur in die Welt guckt, versteht nicht, weil er nicht das geistige Instrumentarium hat durch Lesen und Lernen. Wer nur liest, versteht nicht, weil er nicht die Erfahrungen bekommt. Es kommt letztlich auf die individuelle Mischung an, später im Leben auf die Chancen durch Geburt und evtl. Gelegenheiten.
Ich studierte damals Geschichte und Gegenwart, um endlich zu verstehen. Aber die Anhäufung von Wissen ersetzte eben nicht die Verdauung.
Ich verstand erst durch vielfaches Leben und Scheitern.
Da halfen mir dann Menschen, mich zu „leeren“ im positiven Sinne.
Das Suchen hätte schon früh enden können, wenn ich im Kopf die Wirklichkeit gesehen hätte.
Aber ich hatte immer eine Brille auf, die sagte, das eigentliche Leben ist so wie ich denke – und nicht wie ich es sehe.
Und dann traf ich wieder auf Arthur Schopenhauer.
Nachdem ich in ca. zwei Jahren sein Werk gelesen hatte, wurde ich satt, sah und verstand endlich, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Er sprach aus, was ich fühlte und sah, aber bis dahin nicht verstanden hatte.
Und nun bin ich sehr zufrieden, weil ich die Erkenntnisse gefunden habe, die mein Innerstes und meine Erfahrungen bestätigen.
Aber vieles ist jetzt anders.
Ich entdecke beim Lesen anderer Bücher nichts Besseres sondern höchstens einen Abklatsch.
Bei Begegnungen mit Menschen sehe ich, was Schopenhauer sah.
Und ich glaube nicht mehr an die Kraft der Aufklärung im umfassenden Sinne.
Damit zu leben macht mich frei aber nicht zufrieden.
Das ist nun der neue Weg.
Das ist meine Sicht auf die Welt, auch wenn es mir nicht gefällt.

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