Ehrliche Fotos oder den Himmel austauschen?

mima

Luminar tauscht den Himmel aus. Als ich das las, dachte ich noch nicht darüber nach. Später stolperte ich über den Satz „Die Realität nach deinen Wünschen gestalten“ und dann wurde mir klar, daß aus Bildbearbeitung als Verbesserung des Bildes, um das Gesehene besser zu zeigen, die Erschaffung künstlicher Welten geworden ist, die so aussehen wie echt gedacht.

Aber das ist nicht nur bei Luminar so. In Corona-Zeiten kann man sich ja auch mal die Video-Tutorials anderer Bildbearbeitungsprogramme ansehen.

Das neue On1 ist so ein Fall. Es ist wirklich schneller geworden aber die Tutorials zeigen dann Fotografen, die ebenfalls mit Layern oder anders die echte Wirklichkeit am Himmel und in den Wolken durch neue Wirklichkeit ersetzen.

Das ist für mich keine Bildbearbeitung mehr sondern Bildveränderung und es ist der Weg weg von der Wirklichkeit zu einer neugeschaffenen virtuellen Realität.

Ich finde Beispiele wie hier gezeigt müssen reichen.

Da sind Farbwirkung und das Spiel von Licht und Schatten verändert, weil es je nach Lichteinfall auch so war. Aber ich ersetze doch nicht den Himmel oder den Hintergrund.

Am Besten gefällt mir persönlich Alienskin Exposure.

Da sind alle alten Filmsimulationen drin und mit denen kann ich gut arbeiten, das Programm ist wunderbar zuverlässig, schnell und selbsterklärend und RAW geht problemlos. Hinzu kommen die Bokeh-Möglichkeiten durch die Simulation von Kameralinsen. So ist dann mein Weg.

Aber gut.

Ich nehme wahr, daß die neuen Bildbearbeitungsprogramme damit werben, kinderlicht die alte Wirklichkeit durch eine neue Wirklichkeit so ersetzen zu können, daß man es nicht mal merkt.

Das habe ich mir gemerkt.

Es bedeutet aber auch, daß die Nachbearbeitung von Fotos wichtiger wird als das Fotografieren, wenn man so vorgeht.

Möglich ist Photoshopping ja schon länger. Nach dem Verbessern von Fotos kam das Ausschneiden von Bildelementen und jetzt kommt das nicht mehr sichtbare Ersetzen ganzer Bildbereiche.

Das sind natürlich keine Fotos mehr, wenn ein Foto bedeutet, ich habe etwas aufgenommen.

Es sind wirklich bearbeitete Bilder, die ein Bild sind und kein Foto. Aber ich komme aus einer Zeit als die Begriffe weitgehend deckungsgleich benutzt worden sind. Fotos waren Bilder und Bilder waren Fotos.

„Ein Bild wird normalerweise von Hand gemacht, besonders die, die gezeichnet, oder gemalt werden, während ein Foto auch mit den Händen gemacht wird , aber mit der Kamera wird es tatsächlich erzeugt.  “

So kann man es lesen.

Ich bin kein Richter, der wahr und falsch einteilt. Aber ich wollte meine Sinne schärfen und für mich die Vielzahl von Möglichkeiten der Nutzung dieser Wörter in unserer Zeit deutlich machen.

Wenn ich mich zukünftig darüber unterhalte, werde ich wohl nach einer Aussage über Fotos und Bildern wahrscheinlich erst mal fragen, wie meinst du das denn …

 

 

2 thoughts on “Ehrliche Fotos oder den Himmel austauschen?

  1. Den erschreckendsten Artikel zu diesem Thema habe ich von einem Schreiber von Photoscala gelesen. Es ging im Kern darum, unterwegs zu sein und keine Zeit für ein ordentliches Foto zu haben. Zuhause könnte man es dann so machen, wie man es denn gerne wollte. Auch der Kommentar vom Betreiber, einem angeblichen Fotojournalisten, der Wilhelm Busch zitiert mit den Worten „erlaubt ist was gefällt“ ist schon ziemlich erschreckend. Vielleicht aber spiegelt es auch das Niveau deren Seite wieder.

    Aber ich habe auch einen Artikel in einem Fotoreiseblog entdeckt, in dem dazu ermuntert wird, die Bildbearbeitung zu nutzen um bei schlechtem Himmel einen schönen nachträglich überzustülpen. Mit der Folge, dass ich zum Inhalt dieses Fotoblogs kein Vertrauen mehr habe. Denn sie fälschen ihre Bilder. Wie soll da noch die Atmosphäre vermittelt werden, die es tatsächlich in dem Moment gegeben hat.

    Für mich kommen solche komischen Programme nicht infrage, ich fotografiere auch mal eine Umgebung bei Niesel und Regen für den Reiseblog und finde nicht, dass solche Aufnahmen inhaltlich und gestalterisch schaden.

    Ich habe bei einem Fotografen gelernt, ein Bild so aufzunehmen, wie es nachher auch tatsächlich sein soll,sogar ohne Beschnitt.

    Wer sich heute für ein Bild Mühe gibt, wird Freude daran haben und seine Umgebung wahrnehmen und annehmen wie sie ist. Anstatt durch sie hindurch zu hetzen und abzuscannen.

    1. Ich bin total deiner Meinung. Die nachträgliche Bildbearbeitung halte ich für sinnvoll, wenn man z.B. im Regen den Kontrast erhöhen will, um die Nässe besser zu zeigen. Aber wesentliche Elemente eines Fotos auszutauschen bedeutet für mich aus einem Foto ein Kunstprodukt zu machen.

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