Kameratests oder auf der Suche nach mehr Kompetenz
Als ich letztes Jahr spontan Fotos machte, griff ich zum S24 in meiner Tasche. Es ist ein eher unscheinbares Smartphone, das ich aber nutze, weil es ein Ersatz für mein S22 ist.
Überhaupt S22 und SE 3 waren und sind meine Favoriten von Samsung und Apple, aber die Zeit schreitet ja voran und danach wurde es nur bigger bzw. größer und wuchtiger.
Die neusten Errungenschaften sind nun superdünne Smartphones mit supergroßen Displays – einfach schrecklich. Drei mal S – superdünn, supergroß, schrecklich!
Die S Klasse von Samsung erlebe ich als sehr zuverlässig. Ich kann allerdings nur vom S7, S8, S9, S20fe, S21fe, S22, S23 und S24 sprechen.
Es waren immer Geräte, die ich sofort einsetzen konnte.
Lediglich beim S22 im Navibetrieb ging das Smartphone im Sommer wegen Überhitzung aus. Aber beim Fotografieren nie.
Das S20Fe mit dem „alten“ Kameramodul war viele Jahre mein Liebling.
Warum schreibe ich das hier auf?
Weil ich über die enttäuschenden Test und Review Artikel oder Videos schreiben will, die im Netz zu finden sind.
Wenn der Test nur ein Kennenlernen ist, um mit Werbung genervt zu werden statt vertiefende Infos zu bieten, dann ist es kein Test sondern ein Zeitfresser.
Ich möchte dies an drei Beispielen deutlich machen.
SAR
Es fängt an mit den SAR Werten, die nie zum Thema beim Test werden.
Ob sie krankmachen, weiß ich nicht. Aber darüber schreiben und darüber sprechen sollte man schon.
Bei connect.de findet man einen Strahlungsfaktor.
Das ist zumindest ein Ansatz, der aber nicht über die maximalen Strahlungswerte hinwegtäuschen sollte, die bei modernen Smartphones mit immer mehr Hightech auch immer höher werden. Der Connect Wert relativiert die Höchstwerte in der Praxis, aber gibt auch keine Sicherheit, weil man sich auf die Handys und ihre Technik verlassen muß, ob sie denn wirklich die Strahlung bei gutem Empfang runterschalten. Wer garantiert das?
Handling
Und dann das sog. Handling.
Darüber schreibt auch fast niemand, obwohl dies ja ein wichtiges Thema ist.
Ich zitiere mal aus dem Buch Schnelle Selbsthilfe bei Handynacken, Frozen Shoulder, Zwerchfell-Verspannung und anderen Haltungsschmerzen von Dr. med. Michael Lehnert:
„Das aktuell weit verbreitete Smartphone »iPhone 16 Pro Max« wiegt 227 Gramm. Je nach Material kommen noch einmal circa 60 Gramm für die Hülle hinzu. Eine durchschnittliche Hand bringt etwas über 300 Gramm auf die Waage. Dieser Vergleich zeigt: Ein Smartphone schafft es im Handumdrehen, die Gewichtsbelastung am Ende unseres Arms nahezu zu verdoppeln. Und ich muss Ihnen vermutlich nicht sagen, dass zusätzliches Gewicht immer Probleme schafft–nicht nur an der Hüfte. Generell ist aus meiner Sicht die Größe des Smartphones noch problematischer als das Gewicht. Das Halten eines Handys führt zu einer beinahe unnatürlichen Drehung der Hand, die sich oftmals bis in die Schulter oder den Nacken auswirkt. Unmittelbar an der Hand treten die Probleme besonders häufig am Daumen auf. Durch die Bewegung auf dem Touchscreen ist das Daumensattelgelenk oft und lange extrem angespannt. Der heutige menschliche Daumen kann sich zwar flexibler bewegen als die Daumen unserer frühen Vorfahren. Was er aber nicht kann, ist, von oben einzugreifen, was bei der Benutzung des Smartphones eigentlich sinnvoller wäre. Der Gegengriff, der den Daumen so besonders macht, nutzt uns bei der Bedienung eines Telefons gar nichts. Für die Benutzung eines Schreibgerätes hingegen ist er perfekt.“
Ein „gutes“ Smartphone ist aus gesundheitlicher Sicht also eher klein, so wie die klassischen Iphones bis zum SE 3 von 2022 oder eben die alte Samsung S Klasse bis zum S22 oder aktuell beim S24 und S25.
Das könnte man nun noch mit einem schmalen Klapphandy ergänzen, wenn es ein schmales gäbe. Aber generell ist heute das, was technisch produziert wird, haptisch eher unpassend für uns Menschen, wenn ich das richtig sehe.
Dies wird bei Influencern oder in Medien kaum thematisiert, wäre für mich aber kaufentscheidend.
Damit nicht genug.
Software
Bei der S Klasse von Samsung jenseits des Ultra (das mir viel zu sperrig ist), wird oft bemängelt, daß sie nun schon drei Jahre dieselbe Kamerakonstellation verbauen.
Dann kommt der berühmte Satz, die Konkurrenz aus China ….
Das Neue ist der Feind des Guten?
Ich sehe das eher andersrum nach vielen Erfahrungen mit vielen Smartphones.
Dabei geht es u.a. um das Thema ISP.
Fast niemand weiß, was das ist:
„Ein Bildsignalprozessor, kurz ISP, ist eine spezielle Komponente in Smartphones, Webcams, Digitalkameras und anderen Bildgebungssystemen. Die Hauptfunktion besteht darin, die vom Bildsensor erfassten Rohbilddaten durch Anpassung von Bildqualitätsparametern wie Helligkeit, Kontrast und Farbbalance mittels komplexer Algorithmen und Signalverarbeitungstechniken in qualitativ hochwertige Bilder umzuwandeln, die auf Smartphones, Digitalkameras und anderen Geräten angezeigt werden können. “
Das erinnert mich bei Digitalkameras an Firmware Updates.
Da wird dann erneuert, erweitert und verbessert, wenn die Hardware es hergibt mit neuer Software, neuen Algorithmen etc.
Und damit sind wir beim Pudels Kern: der jeweilige Prozessor im Smartphone.
Wie schreibt die KI bei google am 4.10.25 über die aktuellen Prozessoren aus Sicht der KI?
„Welche Prozessoren sind relevant?
Qualcomm Snapdragon:
Der Snapdragon 8 Elite (auch bekannt als SM8750 für das Samsung Galaxy S25 Ultra) ist ein führender Prozessor für High-End-Android-Smartphones und treibt Modelle wie das Xiaomi 15 Ultra und das Samsung Galaxy S25 Ultra an.
Apple A-Chip:
Die A-Serie von Apple ist für die iPhones konzipiert; der A19 Pro Chip ist beispielsweise in Modellen wie dem iPhone 17 Pro und iPhone Air verbaut und bietet eine starke Leistung für die Kameras der Geräte.
MediaTek Dimensity:
Der Dimensity 9400 ist eine weitere leistungsstarke Alternative zu den Snapdragon- und Apple-Chips, die in den Top-Smartphones des Jahres 2025 zu finden sein wird.
Was leisten die Prozessoren für die Kamera?
KI-gestützte Bildverarbeitung:
Prozessoren mit integrierten KI-Funktionen analysieren und optimieren Bilder in Echtzeit, was zu einer besseren Farbwiedergabe, Rauschreduzierung und Detailgenauigkeit führt.
Hohe Auflösung und Videoformate:
Sie unterstützen hohe Megapixelzahlen (z. B. 200 MP) und fortschrittliche Videoaufnahmen wie 8K, was für sehr detaillierte und hochauflösende Aufnahmen sorgt.
Steuerung komplexer Kamerasysteme:
Die fortschrittlichen Prozessoren sind in der Lage, mehrere Linsen und Sensoren gleichzeitig zu steuern und nahtlos zwischen ihnen zu wechseln.“
Und deshalb reicht es nicht, wenn die Tester darauf hinweisen, daß es bei der S Klasse von Samsung nun drei Jahre dieselbe Kamerahardware gibt.
Das Neue ist eben auch hinter der Kamerahardware. Es ist die Software für die Prozessoren und Module.
Gab es da Verbesserungen? Was bewirkt der neue Prozessor bei den vorhandenen Optiken? Welche Eigenschaften wurden ergänzt?
Das wird aber kaum angesprochen, obwohl dies eigentlich essenziell wäre. Vielleicht fehlt auch Fachkompetenz.
Aber das Lesen eines Tests ist ja nicht kostenlos, weil ich mit Daten bezahle und mir Werbung anschauen muß, die sofort in Geld umgemünzt wird. Deshalb kann ich auch erwarten, entsprechende Leistungen zu erhalten.
Wenn es nur auf mehr Megapixel pro Kamera ankommen würde, dann müßten ja alle Kameras mit 50 MP gleicher Bauart automatisch besser sein. Sind sie aber offenkundig nicht, weil es auf die Prozessoren und die Software ankommt.
Zuletzt noch ein Link zum Äquivalenzprinzip.
Und damit bin ich am Ende meines gedanklichen Ausflugs in die Welt von Test und Meinung angekommen.
Das war meine Meinung an einem regenreichen Tag, der wie gemacht dafür war, Gedanken im Kopf auf digitales Papier zu bringen.
Bis dann!
