Der ästhetische Wert und der soziale Wert eines Produktes

Ich habe jahrelang die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie gesucht und gesehen. Das war in der Tradition von Pierre Bordieu aber es war auch mehr.

Denn es gibt nicht nur den sozialen Wert sondern auch den ästhetischen Wert eines Produktes.

Der ästhetische Wert stellt sich ein, wenn dich etwas berührt, wenn du es mit deinen Sinnen fassen kannst und immer Freude empfindest beim Benutzen und Betrachten.

Der soziale Wert stellt sich ein, wenn ein Produkt an dir von anderen gesehen und eingeordnet wird.

Das ist das, was wir von Epiktet bis Schopenhauer kennen.

„Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht. In unserer Macht sind Urteil, Bestrebung, Begier und Abneigung, mit einem Wort alles das, was Produkt unseres Willens ist. Nicht in unserer Macht sind unser Leib, Besitz, Ehre, Amt, und alles was nicht unser Werk ist.“

Epiktet

„Aristoteles hat die Güter des menschlichen Lebens in drei Klassen geteilt – die äußeren, die der Seele und die des Leibes. Hievon nun nichts, als die Dreizahl beibehaltend, sage ich, daß was den Unterschied im Lose der Sterblichen begründet, sich auf drei Grundbestimmungen zurückführen läßt. Sie sind:

Was Einer ist: also die Persönlichkeit, im weitesten Sinne. Sonach ist hierunter Gesundheit, Kraft, Schönheit, Temperament, moralischer Charakter, Intelligenz und Ausbildung derselben begriffen.
Was Einer hat: also Eigentum und Besitz in jeglichem Sinne.
Was Einer vorstellt: unter diesem Ausdruck wird bekanntlich verstanden, was er in der Vorstellung Anderer ist, also eigentlich wie er von ihnen vorgestellt wird. Es besteht demnach in ihrer Meinung von ihm, und zerfällt in Ehre, Rang und Ruhm.“

Schopenhauer

Wenn wir bei Produkten bleiben, dann nehme ich jetzt mal keine Kameras sondern zunächst ein mir fremdes Produkt, das aber eine verbreitete Rolle spielt: Sneaker.

„Sneaker haben sich zu einem sozialen Wert entwickelt, indem sie über reine Mode hinausgehen und Statussymbole, Sammelobjekte und sogar Geldanlagen darstellen, die Identität, Zugehörigkeit zu Subkulturen und den Wunsch nach Individualität ausdrücken, oft durch limitierte Editionen, Promi-Kollaborationen und den damit verbundenen Hype und steigenden Wiederverkaufswert, was auch zu einem riesigen Markt für Fälschungen führt.“

(So schreibt es die KI auf google, die man nicht verlinken kann.)

Früher wurden Schuhe gesammelt, heute wieder in neuer Form.

Aber Sneaker bieten sich eben an als Produkt für eine Gebrauchsweise, um soziale Werte auszudrücken wie Gruppenzugehörigkeit oder Statusdenken. Das geht mittlerweile besser als bei Smartpones.

Und nun wechsle ich zu einem ästhetischen Wert von mir. Es geht um ein klassisches Ziffernblatt an Uhren.

Ich habe es schon einmal beschrieben.

Es sind dies klassische Ziffern, an denen ich mich nicht satt sehen kann.

Und das ist immer wieder neu.

Hier ist für mich sogar noch eine Steigerung zu finden. Gerade die Schlichtheit der Elemente berührt mich durch ihre runden Formen. Alles fühlt sich an wie Energie pur und positiv.

Was ich hier auf einer chinesischen Uhr sehe, ist die Kombination klassischer Uhrmachertraditionen in einer modernen Form.

Bei Uhren gibt es verschiedene Formen von Zeigern, wobei mich der Breguet-Typ direkt anspricht.

Auf der hier abgebildeten Uhr kommt hinzu, daß sogar die Sekunden in derselben schwungvollen klassischen Ziffernart zu sehen sind wie die Ziffern für die Stunden. Für mich ist dies ein ästhetisches Erlebnis. Im Gegensatz zu meiner traditionellen Lieblingsuhr von Montblanc sind hier sogar die Zeiger im Breguet-Stil und es sind die Sekunden in Zehnerschritten als Zahlen zu sehen. Das ist für mich eine Steigerung des ästhetischen Genusses, der mich bei jedem Blick auf diese Uhr erfreut.

So ist das bei mir für diese Uhr.

Sneaker und Uhren sollen ja hier als Beispiele dienen, um den sozialen Wert und den ästhetischen Wert von Produkten deutlich zu machen.

Daraus ergibt sich ja für jeden individuell der persönliche Wert der Dinge.

In einem nächsten Schritt könnte man nun die Materialien oder die Individualisierung hinzunehmen, um den persönlichen Wert und/oder den sozialen Wert von Produkten zu erhöhen, wobei sich dadurch der ästhetische Genuss eigentlich nicht mehr steigert.

Damit schließt sich für mich aber auch der Kreis dieses Textes, weil sich hier zeigt, wie aktuell und zeitlos Epiktet und Schopenhauer sind.

Wie bei einer Uhr, die sich immer wieder neu dreht….

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