Outside Project – Deutschlands neue Naturfotografen

mima

„Fotografieren heißt auch, die Motive, die sich vor der Kameralinse ausbreiten, zu erleben, zu erfahren und all das dem Betrachter im Bild weiterzugeben…. Die Fotografen teilen sie auf dem Papier, aber auch auf Instagram, Flickr, Facebook und machen diese Internetkonstrukte so zu Inspirations- und Vernetzungsplattformen… Denn obschon die Fotografen und Fotografinnen reale Orte abbilden, wandeln sie auf dem Grad zur Märchenwelt. Sie schaffen es, mit handwerklichem Können, fotografischer Software und viel Gefühl, so manche Szene mit einem Schleier der Fantasie zu umhüllen und dadurch im Betrachter die Sehnsucht zu verstärken, diese Orte selbst zu erfahren und dort zu verweilen.“

Diese schönen Sätze aus dem Vorwort von Michael Förtsch zeigen die Richtung in diesem Buch.

Es ist eine gute und gut gemachte Zusammenfassung in Buchform des herrschenden fotografischen Zeitgeistes im Internet.

Das Buch bietet alles, was das Herz begeht, wenn man die aktuellen Trends nutzen will, um die sozialen Netzwerke mit Fotos zu füllen, die beeindrucken und wirken. Wahrscheinlich ist es auch Ausdruck einer globalen visuellen Kultur.

Mir macht dieses Buch viel Spaß, weil die Fotografinnen und Fotografen Marcel Siebert, Mirko Fikentscher, Daniel Schuhmacher, Daniel Weißenhorn, Tom Fechtner, Lina Jakobi, Robin Wittwer, Manuela Palmberger-Daus wirklich alles einsetzen, um Realität so märchenhaft umzusetzen, daß die Inszenierung der unberührten Natur für den Moment der Aufnahme als Illusion im Bild wirkt.

Und sie berücksichtigen dabei immer die Wirkung für soziale Netzwerke und Smartphone-Bildschirme.

So kann man viele schöne Fotos in diesem Buch mit allen Sinnen genießen. Zugleich wird auch deutlich, was ein Foto auf Papier mehr kann und wo die Grenzen eines Fotos für Instagram liegen – auch auf dem Papier.

Die Fotos dokumentieren ja nicht einen Ort oder eine Stelle, sondern geben einen Eindruck dieses Ortes wieder.

Was ich meine kann man selbst sehr schön überprüfen, wenn man nach Reisefotos dieser Orte und Stellen sucht, die das Gesehene vor Ort real wiedergeben oder Sie z.B. einfach auf diesen Link klicken um ein Foto zu sehen, das eher die reale Schönheit des Momentes wiedergibt.

Wenn ich auf meine Lebenszeit zurückblicke und alte Worte wähle, würde ich sagen, es sind die neuen persönlichen Postkarten aus dem Urlaub, die nun auf sozialen Netzwerken zu finden sind. So hat jede Zeit ihre Postkarten, erst gedruckt und heute digital.

Genau das macht aber auch den Reiz dieses Buches aus. Es ist so perfekt, daß jeder sich über die Inszenierung freut und vielleicht gespannt darauf ist, die Realität dieser Orte zu sehen und die Sehnsucht auf eigenes Sehen vor Ort zu erfüllen.

Ich finde dieses Buch dokumentiert fast einzigartig Freiheit, Sehnsucht und Abenteuer in der Umsetzung für digitale Netzwerke.

Es zeigt auch die Paradoxie zwischen dem Anspruch auf unberührte Natur und der fotografischen Bearbeitung „unberührter Fotos“. Insgesamt hat der Verlag zusammen mit den Autoren ein richtig gut gemachtes Buch aufgelegt.

In dem Buch fehlen jegliche Angaben zu Kameras oder Smartphones, so daß zumindest unterschwellig jede Art von fotografischem Instrument mit geeigneter Software ähnliche Ergebnisse liefern kann, zumal sie ja vor allem am Smartphone wirken müssen.

Das Buch ist einfach gut und bei Frederking & Thaler erschienen.

Outside Project
Deutschlands neue Naturfotografen. Freiheit – Sehnsucht – Abenteuer

256 Seiten, ca. 180 Abbildungen, Format 22,5 x 27,1 cm, Hardcover
ISBN-13: 978-3-95416-297-0

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