M zwischen Mittelmaß und Maßstab
Ohne Oblique geht es nicht. Hatte ich mir so gedacht bis ich eines Besseren belehrt wurde.
„Heute gibt es die Vielzahl der Federbreiten und -arten nicht mehr. Zum einen Fallen Spezialanwendungen von Füllfederhaltern weg, wie z.B. die Verwendung mit Durchschreibepapier oder Stenographiefedern. Zum anderen sind die Schreibgewohnheiten verändert worden….
Die Abgeschrägten oder Oblique Federn sind nur für die Schreiber, die die Feder schräg auf das Blatt aufsetzen, auf die Strichstärkenvariation haben Oblique Federn keinen Einfluss.
Da Oblique Federn (OM / OB / OBB) bei falscher Haltung kratzen und die Federbreiten M und B auch leicht schräg aufgesetzt gut funktionieren war die Nachfrage gering und Pelikan hat diese Oblique Federn seit 2014 nicht mehr im Standardprogramm.“
So steht es auf pelikan-collectibles.de.
Da merkt man dann wie alt man ist…
Ein Vergleich mit meinen beiden Füllern ergibt dann, daß die linke Feder eher von 1950 stammen muß und die rechte Feder vielleicht von 1980.
Das waren noch Zeiten.
Jetzt sind wir viele Jahre weiter und haben gelernt, daß „die Abgeschrägten oder Oblique Federn“ bei Pelikan aus dem Programm genommen wurden. Es zählt nur noch Mittelmaß in der neuen Zeit.
Bei den chinesischen Füllern gibt es sowieso nur (E)F und M und nicht mal mehr B von Oblique/Abgeschrägt ganz zu schweigen. So hat alles Licht und Schatten.
Montblanc bietet noch (2024) alle Varianten an.
Auch Lamy hat noch eine große Auswahl.
Nur bei Cross war schon immer alles anders. Dort gab es kein O sondern immer nur M oder F oder B ohne O – wobei die Cross Federn lange bei Pelikan hergestellt wurden.
Gut daß es den Gebrauchtmarkt gibt.
Statt Individualität ist Mittelmaß der neue Maßstab.
Das erinnert mich sehr an Kamerahersteller.
Bei Leica ist die M das Monopolsymbol der alten Zeit als Henri Cartier-Bresson das Auge des Jahrhunderts war. Das ist vorbei und die Technik ist weiter, so daß die neue M Fuji X100 heißt und ein X der neue Maßstab wurde.
Die M stand und steht für Individualität und der Rest eher für Mittelmaß pauschal gesagt.
Bei Fuji ist es nicht anders. Als 2011 die Fuji Finepix X100 auf den Markt kam, da war das X ein neuer Maßstab, die Verkörperung einer neuen Individualität. Das ging mit Xpro und XE weiter und dann war Schluß.
XS und XT sind nur noch M wie Mittelmaß und uns wird ein X für ein U vorgemacht.
Auch hier gilt wieder, daß der Gebrauchtmarkt mich rettet.
Doch es ist auch eine neue Zeit.
Statt Füller sind heute Kugelschreiber dominierend oder es wird nur noch auf whatsapp und digital geschrieben.
Statt individueller Kameras sind heute Smartphones dominierend bis zur KI.
Dies alles zeigt aber auch die neuen Trends, wo sich vermeintliche Freiheit schnell in digitale Abhängigkeit entwickeln kann.
Denn wir sind ja nicht frei sondern Besitzer von Google und Apple ID´s, die uns jederzeit entzogen werden können oder von Emailkonten bei Microsoft, die immer kontrolliert werden und von Softwarelizenzen, die kein Eigentum mehr begründen sondern nur noch Nutzungsrechte.
Da wird dann meine kleine OM oder OB Feder zum Symbol der echten Freiheit.