Ich – der analoge Mensch in digitalen Zeiten
„Weil der Mensch analog bleibt, wird er auch in Zukunft physisch zur gleichen Zeit nur am gleichen Ort sein können, er wird nur in einem Sessel sitzen und er wird auch weiterhin nur das wahrnehmen können, was ihm seine eigenen Sinnesorgane vermitteln. Sein Gehirn wird weiterhin mit einer Frequenz von maximal 40 Hertz arbeiten, so dass die Möglichkeiten, ihm noch mehr Komfort und Bequemlichkeit zu vermitteln begrenzt sind.
Der Ausweg, der jetzt noch funktioniert, besteht darin, dass künstlich die Notwendigkeit geschaffen wird, in immer kürzeren Abständen Ersatz für die schon wieder veralteten modernsten Errungenschaften der Technik zu beschaffen, was den Markt der Konsumelektronik – vom Smartphone bis zum SuperPlusExtendedFullHD-KommunikationsCenter – am Leben hält und in fernöstlichen Fabriken und bei den hiesigen Distributoren noch für Beschäftigung sorgt.“
So schreibt es Egon W. Kreutzer auf rubikon.news.
Und er ergänzt dies noch: „Es ist ein Stilllegen wesentlicher Elemente des analogen Menschen, die Reduktion auf die physische Existenz, die von unbewussten, genetisch programmierten Steuerungen aufrechterhalten wird, während der „Zweck“, bzw. die „Entfaltungsmöglichkeiten“ des Apparats Mensch, nämlich mit dem bewusst steuernden und Entscheidungen treffenden Teil des Großhirns die Welt wahrzunehmen und mit ihr sinnvoll zu interagieren, temporär überflüssig geworden ist.“
Will ich das? Will ich so sein?
Weil die Technik uns immer mehr umgibt und Wörter wie Smart-Home damit letztlich zu einer Bedrohung meiner Selbst werden, ist es erforderlich, sich bewußt für Grenzen zu entscheiden.
Grenzen ziehen zwischen sich Selbst und dem, was uns alles abnehmen will inklusive unserer Daten und unserer Selbstbestimmung.
In der Fotografie lande ich damit beim Mechaniker.
Sei ein Mechaniker ist die Antwort der Menschen, die mehr sein wollen als das verwaltete Objekt – auch in der Kamera.
Der analoge Mensch muß nicht analog fotografieren aber er kann digital selbständig fotografieren durch manuelle Einstellungen, am besten mit einer Kamera, die dies zuläßt.
Das bedeutet je mehr Selbstbestimmung desto mehr Solo-Digitalkamera und desto weniger Smartphone.
Vielleicht ist Hipstamatic eine Ausnahme und einige Apps drumherum. Aber das war es dann auch.
Freiheit im Sinne von Selbstbestimmung braucht manuelle Rädchen und Einstellungen auf der Kamera.
Vielleicht fallen diese Fotos dann in der Flut der Fotos nicht auf aber sie sind Teil der eigenen selbstbestimmten Begegnung mit der Welt.
Sie sind von mir, ich bestimme selbst, in einer Welt, die mich digital töten will, obwohl ich nur analog ich selbst bin.
Deshalb kann Fotografie mir heute helfen, in digitalen Zeiten mein analoges da sein zu spüren und zu leben und anzunehmen, also meine eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Unfertigkeiten als ok anzusehen.
Dazu gehört auch die Suche nach dem perfekten Foto aufzugeben und die Momentfotografie als perfekt zu verstehen. Ist es die Revolte, ist es sur-real, ist es das Spüren des existenziellen Augenblicks, ist es also der perfekte Moment?
Daido Moriyama animierte mich, Grenzen aufzubrechen, „Unperfekt“ als existenziell „Perfekt“ zu sehen und das Existenzielle fotografisch zu leben.
Cartier-Bresson erhöhte die Selbstbestimmung, indem er die Momentfotografie mit der geometrischen Gestaltung koppelte. Das war sein Weg.
Dies alles macht den Unterschied aus zwischen meiner menschlichen Intelligenz und künstlicher Intelligenz.
Das bin Ich.