Gesetze der Strasse in der Streetfotografie?

mima

Gibt es Gesetze der Strasse in der Streetfotografie? Und wenn es sie gibt, welche sind damit gemeint?

Einerseits gibt es das Recht am eigenen Bild als ein juristisches Gesetz. Das ist dann garniert mit Datenschutzgesetzen und einigem mehr. Das ist wohl unstrittig.

Aber „Gesetze der Strasse“ ist ja durchaus auch als Metapher zu verstehen für ungeschriebene Gesetze, die dennoch gelten im jeweiligen sozialen Zusammenhang. Es sind die Gesetze sozialer Wahrnehmungen in sozialen Strukturen.

Es kommt auf die soziale Wahrnehmung des fotografischen Gerätes an.

Früher konnte ich mit einer klassischen Digitalkamera zwischen Menschen ungestört Fotos machen. Ich wurde mehr oder weniger gar nicht beachtet.

Wenn ich heute mit einer klassischen Digitalkamera herumlaufe, werde ich fast ständig beobachtet.

Dafür ist es mit dem Smartphone heute genau umgekehrt.

Wenn ich mit einem Smartphone durch die Strassen laufe und Fotos mache, werde ich so gut wie gar nicht beachtet.

So hat sich die soziale Wahrnehmung geändert – so ändern sich die Zeiten.

Das Smartphone kann heute als fotografisches Instrument in der Strassenfotografie sehr gut eingesetzt werden, wenn man nah dran sein will. Es kommt eben auf das Smartphone an.

Und so ist das Fotografieren als Tätigkeit heute noch schneller und noch vielseitiger möglich.

Ist das der Tod der klassischen Digitalkamera in der Streetfotografie?

Nein, ganz im Gegenteil – das ist nicht der Tod der klassischen Digitalkamera.

Ich kann klassische Digitalkameras mit dem neuen Zeitgeist viel gezielter einsetzen.

Sie werden Teil einer fotografischen Inszenierung unter diesen neuen Bedingungen.

Nachfolgend dazu ein kleines Beispiel:

Hier habe ich mit Freistellung und Bokeh gearbeitet und dennoch zugleich die Fahrradfahrer frontal fotografiert.

Das wurde kaum beachtet, weil alle sahen, daß mein „Hauptmotiv“ die Blumen waren – obwohl die Blumen der Vordergrundgestaltung dienten, um den Hintergrund in der Unschärfe deutlich werden zu lassen als gut besuchter touristischer Magnet. Die Unschärfe macht in diesem Fall den wesentlichen Bereich des Fotos aus und ist zugleich der Rahmen, der die Blumen einbettet.

In diesem Fall führte das Fotografieren mit der Kamera sogar noch dazu, daß ich angesprochen wurde, weil mein Fotografieren eben auffiel und ein wunderbares und langes Gespräch über Motive und Fotografie heute zustande kam.

Die Gesetze der Strasse sind eben vielfältig und vielseitig.

 

One thought on “Gesetze der Strasse in der Streetfotografie?

  1. Für mich bleibt seit Bestehen der aktuellen geschriebenen Gesetze der Eindruck haften, dass bei der Street-Fotografie immer öfter um das eigentlichen Motive „herum fotografiert“ wird. Sobald Personen auf´s Foto gelangen, ist irgendein trickreiches Vorgehen angesagt. Die Ergebnisse sind in der Regel gut. Mir hat sich diesbzgl. aber die Frage gestellt, ob überhaupt noch das fotografiert wird, was zu fotografieren beabsichtigt war. Sicher bisschen ketzerisch gefragt, ich finde das allerdings von Bedeutung:
    In wie weit nimmt man gezwungener Maßen Abstand vom eigentlichen Ansatz, und was hat das Foto im Ergebnis mit der ersten Intuition vor Ort noch gemeinsam? Stimmen da noch die der Ansatz, die Reihenfolge, das Ergebnis, die Abläufe, oder „betrügen“ wir uns nicht auch selbst ein wenig damit?
    Herzlich, Dirk

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