Frauen, Fotografieren und Flanieren – Neues Denken, neues Handeln

mima

Saskia Trebing hat gerade einen spannenden Artikel zum Thema Corona und öffentlicher Raum veröffentlicht.

Darin schreibt sie: „Die Figur des Flaneurs (ein weibliches Pendant gibt es aus verschiedenen Gründen nicht) gehört zu den meistbeschriebenen Phänomenen der jüngeren europäischen Kulturgeschichte. Und man kommt noch immer nicht um diesen Typus herum, wenn man über das Verhältnis von Körpern zu ihrer Umgebung nachdenken will. …Was würde Walter Benjamin dazu sagen?“ ist in der Kunst gerade eine beliebte Frage …Für Benjamin war das zeitdrucklose Spazieren auch ein Akt des Widerstands, ein stoisches Anschleichen gegen das Tempo der modernen Stadt. Doch gegen die Zwangsentschleunigung des Lockdowns lässt sich nicht anlaufen.“

Ziemlich gute Gedanken.

Es ist auch eine gute Ergänzung zu meinem Text Corona und Fotografieren.

Was macht der Flaneur in dieser Zeit?

Wenn er nicht die soziale Funktion der Fotografie umsetzen kann, dann bleibt nur die Möglichkeit sozial zu leben ohne Fotografie oder anders zu fotografieren – nicht als Flaneur sondern als Amateur, was es auch immer heißen mag.

Zumindest ist nun auch im medialen Diskurs bis zur Fotografie in Deutschland angekommen, daß wir viel öffentlichen Raum brauchen und nicht immer mehr private, nicht fotografierbare Räume und Flächen.

Und dann diese paradoxen technischen Entwicklungen:

Es kommen immer schneller immer mehr neue Smartphones auf den Markt, die immer mehr und angeblich „bessere“ Kameras haben. Aber was sollen sie fotografieren? Selfies mit 64 oder 108 Megapixel?

Das Digitale ersetzt nicht das Reale oder anders gesagt, Dinge im Kopf ersetzen nicht die persönliche Begegnung außerhalb des Kopfes, social media ersetzt nicht soziale Begegnungen.

Dies sind einige der sichtbar werdenden Erfahrungen, die man machen kann, wenn man über den aktuellen Zustand nachdenkt.

Übrigens haben die Amerikaner ganz im Sinne des Genderns schon die Flaneuse erfunden als weiblichen Flaneur.

In den Fotoagenturen waren früher zwar mehr Männer (das ändert sich gerade), aber entscheidende fotografische Texte sind doch oft von Frauen geschrieben worden. Und wenn wir uns die neuere Literatur zur Fotografie anschauen, dann dominieren dort auch die Frauen.

Das ist der neue Zeitgeist. Das sind neue Wege in der Fotografie.

Mir ist also nicht Angst und Bange um die Zukunft der Fotografie, wenn so kompetente und kluge Frauen die vielen Männer abgelöst haben.

Und davon gibt es ja noch viel mehr.

Ganz im Gegenteil!

Vieles wird/wirkt ehrlicher und authentischer.

So kann ich dann digital flanieren und mich über gute Texte freuen, die vielleicht auch mal wieder Inspiration für neue Fotos werden in einer neuen Zeit.

 

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