Alt ist neu und aktuell im Smartphone – Kodak, Leica, Zeiss

mima

Wenn man sich davon gelöst hat nur dem Neuen eine Relevanz zu geben, dann erhält das „Alte“, das Bisherige eine neuen Stellenwert. Es wird wichtiger und es gibt auch irgendwie Orientierung.

Dan Bracaglia hat nun auf dpreview über das Thema geschrieben, was hier und anderswo immer wieder mal aufkommt: Man soll sein Equipment lieben und nicht glauben das Neuste wäre wichtiger.

Einen Satz will ich zitieren: „I’m not trying to get all philosophical here, but when it comes to getting creative, simplicity can often be refreshing.“

Auf Deutsch laut google: „Ich versuche hier nicht, alles philosophisch zu machen, aber wenn es darum geht, kreativ zu werden, kann Einfachheit oft erfrischend sein.

Das ist wohl wahr und schon so oft diskutiert worden, daß ich mir weitere Erörterungen spare.

Aber das Alte hat ja noch andere Qualitäten. Wenn es Bestand hat, dann hat es sich im eigenen Leben bewährt. Wieso brauche ich einen neuen Tisch, wenn der alte Tisch nur ein paar Kratzer hat? Nur weil ich Neues will, nicht weil das Alte kaputt ist. Das gilt seit einiger Zeit auch für Digitalkameras nachdem sie aus den Kinderschuhen raus sind. Neuheit ist die neue Sucht.

Es gibt natürlich auch vieles, das einfach kaputtgegangen ist. Das waren bei mir in erster Linie Kameras von Kodak, Nikon und Sanyo und Olympus. Erst in letzter Zeit wurde es besser, aber da habe ich auch Fuji und Lumix.

Doch im Smartphone-Zeitalter kehrten auch die alten Namen aus analogen Zeiten zurück.

Und plötzlich stelle ich fest, daß ich Digitalkameras im Smartphoneformat ohne Simkarte habe mit großen Namen: Kodak, Leica, Zeiss.

Das Leica Smartphone hat sogar einen monochromen Sensor, Kodak hat die originalen Filter aus analogen Zeiten und Zeiss hat die Bokehs der teuren Objektive implementiert. Raw geht aber alle Möglichkeiten sind nur mit jpg umsetzbar. Das spielt in den meisten Fällen aber keine Rolle.

Und dies alles für die Hosentasche. Der einzige Nachteil ist das Betriebssystem Android, weil es aus Smartphones nach knapp zwei Jahren tote Internetgeräte macht wegen fehlender Updates. Aber als reines Kamerasystem ohne Sim und Internet oder nur zum Telefonieren sind die Smartphones mit den großen Namen viele Jahre nutzbar.

Bemerkenswerterweise sind diese Digitalkamers im Smartphone handlich und haben Festbrennweiten, also das, was auch sonst als Königsklasse der Fotografie gilt.

Damit nicht genug. Sie wiegen nur eine Bruchteil der Objektive an Gehäusen der entsprechenden Hersteller, wenn es sie überhaupt gibt.

Auch sozial haben diese Smartphones eine besondere Art der Relevanz. Sie fallen nicht auf und werden kaum wahrgenommen.

Als ich vor ein paar Wochen mit einer Kamera unterwegs war, wurde ich richtig angemacht, weil „man“ glaubte, fotografiert worden zu sein (was gar nicht so war). Das fällt bei der Nutzung im Smartphone weg. Das ist natürlich völlig irrational aber so ist es eben. So hat sich die soziale Wahrnehmung verändert.

Daher sind Smartphones (auch ohne Simkarte) heute eine gute Wahl für Streetfotografie und sichtbar unauffälliges Fotografieren.

Paradoxerweise sind die von mir genannten Smartphones schon wieder altes Eisen, obwohl sie erst ab 2016  produziert wurden.

Mir wird dies besonders deutlich, wenn ich sehe, daß mein Ratenplan 24 Monate läuft, aber zwischenzeitlich schon drei neue Smartphones erschienen sind.

Die Macht des Faktischen zwingt dann schon zur Weiternutzung des Alten und das ist auch gut so. Weil man sich dann irgendwann bewußt wird, wie Konsum, Neuheit, Sucht und Verbesserungen im eigenen Konsumverhalten zusammenhängen.

Wenn man dann sein vorhandenes Equipment nutzt, wird sehr schnell deutlich, daß die Zufriedenheit ein Kind der eigenen Kreativität mit den vorhandenen Fotoapparaten und Smartphones ist. Dann geht es wieder um Motive, Momente und Abläufe.

Da hat es dann Klick gemacht.

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